
Dezember-Experte
Prof. Sam Vaknin
Prof. Sam Vaknin, ein führender Experte im Bereich der Narzissmusforschung, hat einige bedeutende Begriffe und Theorien entwickelt, die häufig in der Diskussion über pathologischen Narzissmus verwendet werden.
Sein Werk Malignant Self-Love: Narcissism Revisited ist besonders einflussreich und etabliert viele Konzepte, die tief in die Funktionsweise narzisstischer Persönlichkeiten eintauchen.

Ich hatte das Vergnügen, von Sam Vaknin zu einem Interview eingeladen zu werden. In diesem Interview sprechen wir u.a. über Themen wie das Entstehen des "false self", das Innenleben einer narzisstischen Person und die möglichen Verbindungen zwischen Narzissmus und DID (Dissoziative Identitätsstörung, früher multiple Persönlichkeitsstörung genannt) und ADHS .
Wichtige Beiträge von Sam Vaknin
Sam Vaknin hat sich durch seine Arbeit auf verschiedenen Plattformen wie YouTube, Büchern und Vorträgen zu einer zentralen Anlaufstelle für Menschen gemacht, die von narzisstischem Missbrauch betroffen sind. Er bietet tiefgehende Einblicke in die Denkweise narzisstischer Menschen, die es Betroffenen ermöglichen, ihr eigenes Erleben zu reflektieren und zu verstehen.
Ein zentraler Aspekt seiner Arbeit ist die Aufklärung. Er analysiert und erklärt Verhaltensweisen von narzisstischen Menschen und deren Auswirkungen auf Beziehungen in einer klaren, oft schonungslosen Sprache. Dabei vermittelt er den Betroffenen das notwendige Wissen, um die Dynamiken in toxischen Beziehungen zu erkennen.
Darüber hinaus bietet Vaknin durch seine Beschreibungen und Erklärungen eine Validierung für Betroffene. Viele Menschen, die von narzisstischem Missbrauch betroffen sind, fühlen sich durch die Manipulation der narzisstischen Person in der Beziehung entwertet und allgemein missverstanden. Vaknin schafft es, die oft isolierenden Erfahrungen in Worte zu fassen und Betroffenen das Gefühl zu geben, dass sie mit ihrem Leid nicht allein sind.
Er stellt auch Strategien zur Selbsthilfe vor, indem er betont, wie wichtig es ist, emotionale Distanz zu narzisstischen Menschen zu wahren, gesunde Grenzen zu setzen und aus destruktiven Beziehungen auszubrechen. Seine Ratschläge zielen darauf ab, Betroffenen zu mehr Selbstbewusstsein und innerer Stabilität zu verhelfen.
Begriffe geprägt von Sam vaknin
Sam Vaknin hat diese Begriffe nicht als erster beschrieben, durch ihn haben sie jedoch den Mainstream erreicht und sind heute in Diskussionen um Narzissmus und narzisstischen Missbrauch nicht mehr wegzudenken.
Das "Falsche Selbst"
Vaknin beschreibt, wie narzisstische Menschen ein sogenanntes "false self" konstruieren, um sich selbst zu schützen.
Dieses Selbst, dient als Abwehrmechanismus gegen tiefe Scham, Unsicherheiten und Selbstzweifel. Es handelt sich um eine idealisierte Version der eigenen Persönlichkeit, die das verletzliche "true self" verdeckt.
Maligner Narzissmus
Diese Form des Narzissmus ist besonders extrem, da sie narzisstische, psychopathische und sadistische Züge kombiniert. Maligne narzisstische Menschen zeigen nicht nur ein übersteigertes Bedürfnis nach Bewunderung, sondern auch eine bewusste Bereitschaft, anderen zu schaden, um ihre Ziele zu erreichen. Ihre Handlungen sind oft rücksichtslos und destruktiv, sowohl für andere als auch für sich selbst.
Narzisstische Zufuhr (narcissistic supply)
Dieser Begriff beschreibt die unablässige Suche nach Aufmerksamkeit, Bewunderung und Bestätigung, die Narzissten von anderen Menschen benötigen, um ihr fragiles Selbstwertgefühl aufrechtzuerhalten. Sie suchen nach "Zufuhr" in Form von Lob, Anerkennung oder sogar Konflikten, da negative Aufmerksamkeit für sie besser ist als keine. Ohne diese Versorgung fühlen sie sich leer und bedeutungslos, was zu emotionalen Zusammenbrüchen führen kann.
Emotional Vampirism
Unter diesem Begriff versteht Vaknin den Prozess, durch den narzisstische Menschen die Energie, emotionale Stabilität und sogar das Selbstbewusstsein des Gegenübers "aussaugen". Sie manipulieren gezielt, um die Kontrolle zu behalten, und hinterlassen ihre Opfer oft ausgelaugt und emotional erschöpft.
Flying Monkeys
Der Begriff stammt aus der Literatur (The Wizard of Oz), beschreibt bei Vaknin jedoch Personen, die einer narzisstischen Person aktiv oder passiv helfen, ihre Opfer zu manipulieren, zu kontrollieren oder zu schikanieren. Diese "Helfer" agieren oft unwissentlich im Sinne der narzisstischen Person und glauben, deren Perspektive sei gerechtfertigt. Sie können Freunde, Familienmitglieder oder Kollegen sein, die in das toxische Netzwerk eingebunden werden.
Mortifikation
Vaknin beschreibt Mortifikation (Mortification) als eine tiefe emotionale Krise, die eintritt, wenn das "falsche Selbst" narzisstischer Personen erschüttert wird.
Dies geschieht, wenn sie mit der Realität ihrer eigenen Fehler konfrontiert werden, und somit ihr Selbstbild ins wanken gerät. Dies führt oft zu extremen emotionalen Reaktionen und destruktivem Verhalten.
Cold Therapy
Diese von Vaknin entwickelte Methode soll die Abhängigkeit des Narzissten von „narcissistic supply“ durch gezielte emotionale Distanzierung reduzieren. Ziel ist es, das grandiose Selbstbild zu destabilisieren, um tieferliegende emotionale Muster und Traumata offenzulegen. Die Methode ist umstritten und wird vor allem von Vaknin selbst propagiert.
kernausagen von sam vaknin
Narzisstische Persönlichkeiten sind langfristig nicht veränderbar.
Die Störung ist tief in der Persönlichkeit verwurzelt, und auch wenn ein Narzisst sich kurzfristig ändern kann (oft, um „narzisstische Zufuhr“ zu sichern), bleibt die grundlegende Struktur erhalten.
Eine Beziehung mit einem Narzissten ist nur durch Selbstaufgabe möglich.
Betroffene müssen sich selbst aufgeben, um in einer solchen Beziehung zu überleben, was langfristig zu enormen emotionalem Schaden und den Verlust des eigenen Identitätsgefühls führt.
Seine Warnung an Betroffene lautet oft: "Rette dich selbst, bevor es zu spät ist."
Sam vaknin als person
Sam Vaknin polarisiert. Seine nüchterne, oft provokative Art, über Beziehungen, Psychologie und gesellschaftliche Dynamiken zu sprechen, führt dazu, dass er einerseits gefeiert, andererseits kritisch hinterfragt wird. Vaknin selbst beschreibt sich als jemanden, der bewusst unbequeme Wahrheiten anspricht und dabei gesellschaftliche Tabus bricht. Seine Analysen sind durchdrungen von direkter Sprache, die manchmal als unsensibel wahrgenommen wird, obwohl er betont, lediglich Beobachtungen zu präsentieren und diese nicht aus persönlicher Überzeugung zu vertreten.
Für viele Betroffene von narzisstischem Missbrauch ist seine Arbeit jedoch ein wichtiger Anker. Er schafft es, komplexe psychologische Dynamiken auf verständliche Weise aufzuschlüsseln und bietet wertvolle Einsichten, die für Betroffene klärend und entlastend sind. Diese Mischung aus intellektueller Schärfe und emotionaler Distanz macht ihn zu einer ebenso geschätzten wie umstrittenen Figur.
Vaknin hat wiederholt darauf hingewiesen, dass er keinen Anspruch darauf erhebt, sozial oder moralisch korrekt zu sein. Er sieht sich als einen Philosophen und Analytiker, der die Realität in all ihrer Widersprüchlichkeit beschreibt, unabhängig davon, wie unangenehm sie erscheinen mag. Diese Haltung führt dazu, dass er Diskussionen anstösst, die andere meiden – oft auf Kosten seines eigenen Images.
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